Mein Herr und mein Gott

Du hast aus ihren geschäftigen Leben
Deine Diener Moses, Elijah, Johannes den Täufer,
Maria und Deinen Sohn in die Einsamkeit gerufen.
Du riefst in die Wüste,
Du riefst auf die Höhen der Berge,
Du riefst sie, dass sie mit Dir allein seien.
Ich habe weder Berg noch Wüste,
aber ich habe Zeit für die Stille.

Mein Gott, Du Schöpfer der Erde,
komm und heilige diese Zeit.
Komm und heilige diesen Raum,
verschone ihn von Lärm,
verschone ihn von Unruhe.
Möge er ein Dir dienender Raum werden.

Mein Gott, mach mich eins mit dem Chor derer,
die singen in Stille und Schweigen.

Die Stätte der Stille, die Zeit der Einsamkeit,
sie gehören Dir, Dir allein.
Sie segne Gott, der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist.
Sören Kierkegaard


Stille ist etwas gutes.
Aber wir kommen so selten dazu.

Arbeit und Stille gehören zusammen.
Aber oft regieren nur Stress und Hektik.

Eigentlich sind wir dafür.
Aber insgeheim laufen wir davor weg.

Zitate
Stille ernährt. Der Lärm verbraucht.
Reinhold Schneider

Stille ist nicht nur das Fehlen von Geräuschen. Stille ist vielmehr auch die Einkehr in sich selbst.
Willy Meurer

Je stiller du wirst, umso mehr kannst du hören.
Baba Ram Dass

Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden. Jean Paul

Aus dem Schweigen kommt alle Kraft.
Bernhard

Alles Große wird in der Stille geboren.
Friedrich Nietzsche

Nahezu alles Übel in der Welt hat eine Wurzel: dass wir die Stille nicht mehr suchen.
Blaise Pascal

Wenn die wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens fallen, ertönen keine Trompe-ten. Unsere Bestimmung gibt sich still zu erkennen.
Agnes de Mille

Stille ist nicht nur das Fehlen von Geräuschen. Stille ist vielmehr auch die Einkehr in sich selbst.
Willy Meurer

Es liegt im Stille sein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche.
Dietrich Bonhoeffer

Um Kraft in der Öffentlichkeit zu haben, müssen wir Kraft im Verborgenen empfangen.
Charles Haddon Spurgeon

Was die Erde für den Baum ist, ist die Stille für die Seele.
Magnus Malm

Die Erde ist bis an den Rand mit dem Himmel gefüllt. Jeder noch so einfache Busch brennt mit dem Feuer Gottes. Aber nur, der es sieht, zieht seine Schuhe aus. Die anderen sitzen herum und pflücken Brombeeren.
Elizabeth Browning

Die wahre Entdeckungsreise ist keine Suche nach neuen Landschaften, sondern der
Wunsch, mit neuen Augen zu sehen.
Marcel Proust

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.
Albert Einstein


Impulse, im Alltag zur Ruhe zu finden

Am gedeckten Tisch
Ich, wir, haben uns am reichlich und hoffentlich auch mit Liebe gedeckten Tisch niedergelassen. Eine kurze Zeit - schon eine halbe Minute tut gut - lassen wir unsere Augen still auf der für uns bereiteten Mahlzeit ruhen, geben der Freude an Gottes köstlichen Gaben und an unserer Tischgemeinschaft Raum. Und dann erst bete ich:
Alle guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir.
Dank sei dir dafür!
Aus: Dr. Reinhard Deichgräber, Sieben Wege in die Stille

Rituale der Stille
Ein Ritual ist eine nach festen Regeln ablaufende Handlung mit Symbolgehalt. Wer Kinder kennt, weiß, wie hilfreich immer gleich bleibende Rituale sind, damit sie zur Ruhe finden. Ein Ritual schenkt Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit, und schafft so den Rahmen für Entspannung. Rituale erleichtern den Ein- und Ausstieg in Ruhephasen, weil sie den Beginn und das Ende der Ruhezeit klar markieren. Körper und Seele verstehen durch sie leichter: Jetzt ist nicht mehr Hektik und Arbeit angesagt, sondern Ruhe, Besinnung und Entspannung.

Anfangsrituale – mögliche Rituale, um eine Ruhezeit einzuläuten:
– den Ruheraum bewusst betreten
– ein angenehmes Getränk in Ruhe trinken
– eine Kerze anzünden
– mehrmals tief durchatmen
– Muskeln anspannen und entspannen
– mit einem Gegenstand, wie beispielsweise einem Stein, symbolisieren was belastet - und es bewusst loslassen

Abschlussrituale – mögliche Rituale, um die Ruhezeit beenden zu können:
– konzentriertes Aufstehen und Hinstellen
– die Kerze auslöschen
– die Arme symbolisch für das Leben öffnen
– einige Energie spendende Bewegungen wie Armkreisen
– den Raum mit einem festen Schritt bewusst verlassen

Sonstiges: Gegenstände, die die Stille erleichtern: Stein, Kerze, ein Getränk…
Aus: Jahr der Stille Ideenheft • Kerstin Hack • Verlag „Down to Earth“, Berlin

Lectio Divina - die Praxis des „göttlichen“ oder „geheiligten“ Lesens - ist ein langsames, bewusstes Lesen und Meditieren einer Bibelstelle. Sie ist darauf ausgerichtet, offen zu werden für Gottes Gegenwart und seine Führung in unserem Leben.

1. Lese: Beim ersten Mal lese ich den Bibeltext einfach laut vor.
2. Höre: Frage beim zweiten Lesen: „Was berührt mich heute in dem Text?“
3. Antworte: Frage nach der dritten Lesung: „Wozu lädt mich Gott heute ein? Was soll ich tun?“
4. Ruhe: Frage während der vierten und letzten Lesung nichts; entspanne dich in Gottes Gegenwart und erfahre seine Führung durch sein Wort.
5. Notiere: Schreibe auf, was Gott dir heute gesagt hat.
6. Bete: Bitte Gott um seine Kraft, das Gehörte in deinem Alltag umzusetzen.
Kai S. Scheunemann, in: Jahr der Stille Ideenheft

Die Stille des Sonnenaufgangs erleben
Warten Sie nicht ungeduldig auf den Aufgang, sondern entspannen Sie sich und nehmen Sie wahr, was Sie sehen, was Sie hören, was sich verändert. Träumen Sie mit offenen oder halb geschlossenen Augen. Vergessen Sie Raum und Zeit. Wenn die Sonne aufgegangen
ist, warten Sie noch einige Minuten, um den Wahrnehmungen nachzuspüren.

Danach singen, Worte der Bibel hören, beten.
Lieder: Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
            Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne
Bibelworte - z. B.: 1. Mose 1,3–5; 1. Mose 8,21b–22; Psalm 19,1–7; Prediger 1,5+9; Matthäus 5,45
Willi Stiel, in: Jahr der Stille Ideenheft

Ich lese meinen Lieblingstext
Ich gönne mir etwas Zeit und schlage in meiner Bibel meinen Lieblingstext auf. Ich lese laut. Ich lese aufmerksam. Ich lese lauschend. Das Wort möchte in mir klingen. Ich denke nicht über den Text nach. Ich bin nur Ohr. Das Lesen füllt mich ganz aus. Wenn ich zu Ende gelesen habe, schließe ich meine Augen und lasse den Text ein wenig in mir nachschwingen und nachklingen. Ich schließe die Übung mit einem kurzen Gebet: „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg." (Psalm 119,105).
Aus: Dr. Reinhard Deichgräber, Sieben Wege in die Stille

30 Sekunden Stille: Eine Gebetspause für Familien
Oft fällt es schwer, das Tischgebet im Familienalltag bewusst zu beten und zugleich einen Moment inne zu halten, bevor die Mahlzeit eingenommen wird. Aus diesem Grund haben wir ein Experiment gestartet: Vor unserem Tischgebet halten wir bewusst 30 Sekunden Stille – und das mit vier Kindern im Alter von ein bis sieben Jahren!
Anschließend beten oder singen wir „Jedes Tier hat sein Essen, jede Blume trinkt von dir, hast auch uns nicht vergessen, lieber Gott, wir danken dir“, (z.B. auf die Titelmusik von Jim-Knopf). Alternativ beten wir „Alle guten Gaben …“ zum Klatschrhythmus von „We will rock you.“
Das Gebet, das in diese Stille hinein gesprochen wird, klingt anders, wird von uns allen anders gemeint und auch von den Kindern anders erlebt: Als ein Moment der Besinnung, dass alle guten Gaben von Gott kommen und dankbar entgegen genommen werden können. Nicht immer gelingt es, manchmal lachen wir oder die Kinder in die Stille hinein. Aber wenn es gelingt, bereitet uns die Stille auf die Begegnung mit Gott vor.
Dr. Christian Brenner, in: Jahr der Stille Ideenheft

Reflexion
Wer zur Ruhe kommen will, muss loslassen können. Dazu gehört der Rückblick auf das, was hinter einem liegt. Das fällt am leichtesten, wenn man sich eine bestimmte Methode als Reflexionsmuster angewöhnt hat.
Reflexion nach der Hand-Methode
Daumen: Was war gut? Was hat mir an der zurückliegenden Zeitphase (ein Tag, ein Projekt, eine Woche, ein Jahr) gut gefallen und gut getan?
Zeigefinger: Was will ich mir merken? Was habe ich gelernt? Was ist mir wichtig geworden? Was will ich festhalten?
Mittelfinger: Was hat mir nicht gefallen? Was stinkt mir? Was war nicht gut? Was lief schief?
Ringfinger: Was hat mich mit anderen verbunden? Was hat die Verbundenheit mit anderen Menschen gestärkt? Was trug dazu bei, dass ich Menschen nah war?
Kleiner Finger: Was kam zu kurz? Was hat mir gefehlt? Was hätte ich mir noch gewünscht?
Wer seine Gedanken und Gefühle mit Hilfe dieser Reflexionsmethode sortiert hat, dem fällt es leichter, Geschehenes loszulassen oder es denkend und betend weiter zu bewegen.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass man das Handwerkszeug immer dabei hat. Sie eignet sich für kurze Blitzreflexion ebenso wie für tieferes Nachdenken und Analysieren. Einsetzbar ist sie in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, etwa nach jedem Arbeitstag, einer Begegnung, einer Arbeitssitzung, einer Vorlesung oder einem Urlaub. Kerstin Hack, Stille - Impulse, im Alltag zur Ruhe zu finden

Stille Momente
Wer von morgens bis abends pausenlos hetzt, vermindert nicht nur seine Lebensfreude, sondern auch seine Schaffenskraft. Kleine Pausen helfen, Energie zu tanken.
20 Sekunden Wahrnehmungspausen:
Wer 20 Sekunden innehält und etwas bewusst betrachtet - etwa ein Bild oder eine Pflanze - und sich darüber freut, der entspannt. Das Hirn erhält durch Ausschüttung von Glückshormonen neue Kraft. Manche Menschen haben in einer Hosentasche eine Kaffeebohne, die sie, wann immer sie etwas Schönes betrachten, von einer Tasche in die andere gleiten lassen. Am Abend können sie mit Hilfe der Kaffeebohne den Tag noch einmal Revue passieren lassen: Was habe ich heute Schönes wahrgenommen?
Eine-Minute-Umschaltpausen:
Zeit-Managementexperten empfehlen, nach jeder abgeschlossenen Tätigkeit eine Minute Pause zu machen. In dieser Pause kann man noch einmal zurückblicken und sich selbst Lob und Anerkennung zusprechen: „Ja, das habe ich fertig gestellt. Das ist gut so.“ Es empfiehlt sich auch, in diesen kurzen Pausen den Körper in eine andere Position zu bringen, tief durchzuatmen, sich zu räkeln und zu strecken.
Längere Kurzpausen:
Das Hirn kann nicht ununterbrochen „powern“. Um leistungsfähig und entspannt zu bleiben, empfiehlt es sich, alle 90 Minuten einige Minuten Pause zu machen und sich etwas zu bewegen. Vielleicht möchtest du eine Kleinigkeit essen? Oder einfach nur einige Minuten dasitzen und gar nichts tun.
Kerstin Hack, Verlag „Down to Earth“, Berlin, in: Ideenheft zum Jahr der Stille

Dankbarkeit wecken Zielgruppe: Familien, Kinder
Spaziergang oder Waldläuferspiel mit anschließender Dankrunde.
In Kleingruppen Spaziergang machen und dabei verschiedene Aufgaben erfüllen.
Hören: Wie viele verschiedene Vögel hört ihr? Verschiedene andere
Geräusche herausfinden, z.B.Wind, Bachplätschern, Autos.
Riechen: Verschiedene Waldmaterialien wie Moos, Holz, Tannennadeln usw. erriechen.
Tasten: Verschiedene Moossorten, Tannennadeln, Tannenzapfen, Rinde usw. ertasten
Sehen: Verschiedene Baumsorten benennen, Figuren aus Sträuchern oder Baumstümpfen erkennen.
Schmecken: Lebensmittel schmecken, die im Wald vorkommen, aber vorher gekauft wurden, z. B. Beeren, Nüsse, Wasser.
Letzte Station: (evtl. mit allen Gruppen zusammen)
Danke an Gott mit Liedern und Gebet.
Die Kinder bringen etwas Schönes aus dem Wald mit, wofür sie Gott danken. Arbeitsmaterial: Lebensmittel für die Schmeckstation. Bibellesebund, Marienheide, in: Jahr der Stille Ideenheft

Sinnlich
Stellen Sie sich bei Sonnenschein ans Fenster, schließen Sie die Augen und halten Sie Ihr Gesicht 60 Sekunden lang der Sonne hin. Lassen Sie sich von Wärme und Licht durchfluten. Spüren Sie, dass Sie heute leben, dass Sie atmen. Schließen Sie die Zeit mit einem inneren "Danke" an Gott.
Wiederholen Sie das jeden Tag, wenn die Sonne scheint.
(Nebeneffekt: Wenn Sie dies wirklich tun, werden Sie bemerken, wie oft die Sonne scheint…)

Am Tag der deutschen Einheit: Zwei Minuten Stille, 20 Minuten Dank
Anregung vom „Jahr der Stille 2010“: Gott hat mit dem Mauerfall viel geschenkt  - 20 Jahre deutsche Einheit - das sollten die Deutschen am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, mittags um 12 Uhr mit zwei Minuten Stille auf allen öffentlichen Plätzen und Straßen feiern, um sich anschließend 20 Minuten lang dankbar zu erinnern.
Diese Idee hat die christliche Initiative „Jahr der Stille 2010“ (Marienheide bei Gummersbach) entwickelt. Es gelte, die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR und den Weg zur deutschen Einheit wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, heißt es in einer Pressemitteilung der Projektgruppe „3-Oktober-Gott-sei-Dank“. Familien, Gruppen, Vereine und Kirchengemeinden sollten kreative Ideen entwickeln, um den Tag angemessen zu feiern. In den 20 Minuten Dank solle die Freude im Mittelpunkt stehen - unabhängig von der Religionszugehörigkeit der Feiernden.
Pfarrer Wolfgang Breithaupt (Wietenhagen bei Greifswald), Vorsitzender vom „Jahr der Stille“, erklärt: „Wer dankt, wird nachdenken. Wer nachdenkt, wird entdecken, dass Gott uns mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung viel geschenkt hat.“ Der 3. Oktober sei deshalb zum Nachdenken und Danken der richtige Anlass.

Kleine Selbsterforschung
Auf welchen Schultern stehst du?
In wessen Spuren gehst du?
Mit welchen Augen siehst du?
In welchen Büchern liest du?

Mit welchem Segen lebst du?
An welchen Plänen webst du?
An welchen Orten weilst du?
Und wessen Leben teilst du?
Klaus Nagorni

Das Gedicht von Klaus Nagorni hat viele Fragen an uns. In der Stille zu sein bzw. Zeit für sich zu nehmen heißt auch immer „mich mit mir selbst zu beschäftigen“. Vielleicht kann dieses Gedicht uns helfen, zu uns zu finden und uns dadurch in die Stille führen.

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